Was für ein Leben
In den Schuljahren musste er die erste Klasse der Hauptschule wegen Mathematik wiederholen. Deshalb machte er eine Lehre, die er als Zahntechniker abschloss. Anschließend absolvierte er eine zweite Lehre als Grafiker bei Hans Oberbacher, dem damals führenden Grafiker im Land, und absolvierte ein Fernstudium im Projekt- und Zeitmanagement in München. Nach dem Militärdienst als „Hochgebirgsjäger” war er erfolgreicher Leiter der Grafik-Abteilung bei Suchard in Bludenz. Anschließend wechselte er als Leiter der Grafik-Abteilung zur Bata Schuh AG in Möhlin. Dort oblag ihm auch die grafische Umsetzung der Konzerndaten der 55 Schuhfabriken weltweit.
Der Tag hat viele Stunden
Dann hatte er seine nächste Idee – Fertighäuser. Und obwohl Jürgen Zimmermann nie Architektur studiert hat, zeichnet er in nur kurzer Zeit die Baupläne für 28 individuelle Einfamilienhäuser, die dann tatsächlich innerhalb von zwei Jahren im Raum Basel gebaut wurden.
Im Jahre 1967 gründete er mit seiner ersten Frau Hannelore eine Handelsagentur und übernahm Vertretungen namhafter deutscher und Schweizer Firmen für Österreich. Es folgte die Übernahme des Vertriebes für Beregnungsautomaten für die Agrarindustrie in Deutschland. Danach war er in den drei deutschsprachigen Ländern im Außendienst für zwei renommierte Werkzeugbau-Unternehmen tätig – für großflächige Stanz- und Presswerkzeuge zur Herstellung von Herden, Waschmaschinen, Geschirrspülern und Komponenten für die Autoindustrie.
Der Aufbau einer eigenen Produktlinie „Maschinenelemente für die Automation” begann 1977. Das war ein Programm aus 3000 Bauteilen für Maschinen und Anlagenbau. Der Schwerpunkt lag auf der Automatisierungstechnik verschiedenster Produktionen. Der erste eigene Katalog mit 700 Seiten wurde als inoffizielles Lehrmittel an den österreichischen HTL-Fachschulen für Maschinenbau verwendet.
Damit er nicht einseitig blieb, war er von 1986 bis 1996 Präsident der Bregenzer Faschingsgesellschaft – verbunden mit der Entwicklung des Gildenballs.
Die Welt erobern
Jürgen Zimmermann entwickelte 1989 ein eigenes Hubgetriebe-Programm für die Automation und begann mit einer eigenen Getriebeproduktion als Familienbetrieb mit Tochter Sybille und Sohn Gunther. Zu dieser Zeit startete auch die Erschließung des deutschen Maschinenbaumarktes. Um all dies zu bewältigen, installierte Jürgen Zimmermann als erster Betrieb in Vorarlberg eine relatio-nale Datenbank IBM AS 400, um 6,5 Mio. Schilling.
Seine Hubgetriebe wurden zwischen 1990 und 2013 weltweit durch 16 Patente geschützt. Damals entstand aus der bisherigen J+H Zimmermann Maschinenelemente die ZIMM Maschinenelemente GmbH. Die erste eigene Fabrik wurde 1999 im Millennium Park in Lustenau gebaut und 2006 bis 2008 durch den Bau der zweiten Fabrik auf 6500 Quadratmeter Gebäudefläche erweitert.
Zwischen 1995 und 2010 wurde der Weltmarkt für Hubgetriebe in 35 Ländern mit der eingetragenen Schutzmarke „ZIMM” erobert. Der umfangreiche Katalog wird in sieben Sprachen aufgelegt. Die Getriebebaureihe von 0,5 bis 100 Tonnen Hubkraft wurde weltweit zur inoffiziellen Werknorm, d. h. die Wettbewerber bauen nach den ZIMM-Baumaßen.
In dieser Zeit wurde auch der gesamte Maschinenpark einschließlich der Messtechnik enorm erweitert mit dem Ziel, eine höchstmögliche Eigenfertigung mit hohen Qualitätssicherungsstandards zu erreichen. Im Jahre 2013 erfolgte die Übergabe des gesamten Unternehmens mit 130 Mitarbeitern an Sohn Gunther.
Ab 2016 war Jürgen Zimmermann wieder vollamtlich tätig als Geschäftsführer der MS Oesterreich GmbH. Derzeit befindet er sich im 61 Berufsjahr. Sein abschließendes Ziel ist es, ein möglichst perfektes Schiff zu übergeben, verbunden mit dem Wunsch, dass viele Freunde und Mitmenschen schöne Stunden auf der Oesterreich verbringen.
Statement:
Jürgen Zimmermann
Geschäftsführer der MS Oesterreich GmbH
„Zwei Vögel sind das Mindeste.“