Vom Winde verweht
Treibholz gehört zum Bodensee wie das Wasser, und weil sein Einzugsgebiet rund 10.900 Quadratkilometer groß ist, davon rund 6.000 Quadratkilometer alpin geprägt, werden auch künftig Baumstämme, Äste, Wurzeln, Schwemmgut in den Bodensee eingetragen. Das war und ist seit Jahrhunderten so.Treibholz gehört zum Bodensee wie das Wasser, und weil sein Einzugsgebiet rund 10.900 Quadratkilometer groß ist, davon rund 6.000 Quadratkilometer alpin geprägt, werden auch künftig Baumstämme, Äste, Wurzeln, Schwemmgut in den Bodensee eingetragen. Das war und ist seit Jahrhunderten so.
Unschön für den Schiffsverkehr: Segler beispielsweise können durch Aufprall und Bremswirkung stürzen und dadurch Verletzungen davontragen. Boote und Schiffe können mehr oder weniger stark beschädigt werden. „Treibholz hat in der Regel keinen Eigentümer, insofern gibt es auch keinen Verantwortlichen”, sagt Norbert Fichtl, Treibholzexperte des Wasserwirtschaftsamtes Kempten und zuständig für den bayerischen Abschnitt des Bodenseeufers. So kommt es, dass manche Hafenmeister ihre Häfen schließen lassen, wenn sie von einem starken Treibholz-Abgang hören – man muss ja nichts provozieren.Unschön für den Schiffsverkehr: Segler beispielsweise können durch Aufprall und Bremswirkung stürzen und dadurch Verletzungen davontragen. Boote und Schiffe können mehr oder weniger stark beschädigt werden. „Treibholz hat in der Regel keinen Eigentümer, insofern gibt es auch keinen Verantwortlichen”, sagt Norbert Fichtl, Treibholzexperte des Wasserwirtschaftsamtes Kempten und zuständig für den bayerischen Abschnitt des Bodenseeufers. So kommt es, dass manche Hafenmeister ihre Häfen schließen lassen, wenn sie von einem starken Treibholz-Abgang hören – man muss ja nichts provozieren.
Ein Meer aus Holz
Das Treibholz im Bodensee, das bei großen Mengen bisweilen mit Polizeihubschraubern überwacht wird, kommt überwiegend aus dem Rhein und der Bregenzerache. „Holz, welches in Runsen liegt (in Rinnen mit Wildbach an Gebirgshängen), wird bei Starkregen mitgeschwemmt. Zusätzlich kommt es immer wieder zu Rutschungen in Steillagen, im Zuge derer der Bewuchs mitgerissen und letztendlich abgeschwemmt wird”, erklärt Fichtl. Analog zur jeweiligen Wasserfließgeschwindigkeit wird das Holz in den Bodensee eingetragen – mitunter sind auch große, komplette Baumstämme darunter. Und das kann schon mal mit einer Fließgeschwindigkeit von vier bis sechs Meter pro Sekunde der Fall sein. Das bayerische Seeufer beispielsweise kann es in rund fünf Stunden erreichen.
Aufgrund der Rheinvorstreckung landet Treibholz mittlerweile häufiger im Westteil des bayerischen Bodenseeufers an, früher vor der Rheinvorstreckung mehr im Lindauer Bereich, so Fichtl. 2019 war der Treibholz-Eintrag richtig heftig: In Bayern wurden rund 10.000 Kubikmeter angespült, in Baden-Württemberg circa 2.500 Kubikmeter und in Österreich rund 3.000 Kubikmeter – vor allem aus dem Graubündner Einzugsgebiet, dem Vorder- und Hinterrhein. Das ergibt, auf einem Fußballfeld von 7.000 Quadratmetern aufgeschichtet, eine Höhe von rund zwei Metern, wie Diplom-Ingenieur Thomas Blank, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, vorrechnet. Hohentwiel Kapitän Adolf F. Konstatzky sagt, dass er noch nie so viel Treibholz im Bregenzer Hafen gesehen hat wie im vergangenen Jahr. Thomas Blank erklärt: „Es gab zwar kaum Hochwasser, dafür aber einen relativ schneereichen Winter mit Lawinen. Diese haben viel Holz von den Hängen heruntergespült. Das ist dann im Bodensee angekommen.”
Drei Länder, viele Überlegungen
„Natürlich arbeiten wir international sehr gut vernetzt zusammen”, erklärt Thomas Blank. In Vorarlberg beispielsweise sind die Gemeinden, vor allem Bregenz, Lochau und Hörbranz, für die Beseitigung des ans Ufer angeschwemmten Treibholzes und für seine Weiterverwertung, beispielsweise als Hackgut in Heizanlagen, zuständig. Am bayerischen Ufer ist das Wasserwirtschaftsamt Kempten mit seiner Seemeisterstelle Lindau für den Unterhalt zuständig und somit auch Kostenträger. „Sofern es das öffentliche Interesse erfordert, wird das Treibholz an den öffentlich zugänglichen Bereichen von der Seemeisterstelle beseitigt. Hilfsmittel sind angemietete Bagger und ein vorhandenes Räumboot”, erläutert Fichtl. Und weiter: „Es gibt Überlegungen, dieses Boot aufgrund seines Alters zu ersetzen.”
Jährlich schreibt das Wasserwirtschafts-amt Kempten die Abnahme des Treibholzes aus. „Was der Unternehmer damit macht, ist seine Sache. In der Regel wird es thermisch verwertet”, berichtet Fichtl. Seine Kollegen waren, sagt der Experte, „2019 vom Ereignis weg das ganze Jahr mit dem Beseitigen des Treibholzes beschäftigt. Je nach Aufkommen werden mehr oder weniger Geräte angemietet.”
Ob die Zahl der Treibholzabgänge infolge der Klimaerwärmung zunimmt, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Die einen sagen Ja, die anderen gehen davon aus, dass sich große Hochwasser-Ereignisse im Alpenraum nicht sehr verändern werden und dass das Thema „Treibholz” deshalb mit dem Klimawandel so gut wie nichts zu tun hat.
Auf jeden Fall heißt es auch künftig für die Behörden: Sie müssen auf der Hut sein. Auch die Schiffsführer werden weiterhin vor- und umsichtig sowie mit erhöhter Wachsamkeit fahren müssen, wenn Treibholz unterwegs ist. Für manche ist Treibholz jedoch alles andere als ein Ärgernis. Sie machen Kunst daraus.
Treibholz-Eintrag 2019
Einzugsgebiet Treibholz
10.900 m2
davon alpin geprägt: 6.000 m2
Bedeckte Fläche
Fußballfeld von 7.000 m2 bis zu einer Höhe von 2 m
Angespültes Treibholz
Bayern: 10.000 m3
Baden-Württemberg: 2.500 m3
Österreich: 3.000 m3