Wenn die Glocke zweimal läutet
Die Bodenseeregion ist ein Dreiländer-Territorium mit großem Potenzial. Seit 2006 gibt es ein kontinuierliches Wachstum bei den Übernachtungen und Tagesgästen. Der gepflegte Sommer- und Wochenendtourismus wird auch in den kommenden Jahren zunehmend an Beliebtheit gewinnen. Der Bodensee selbst als Naherholungsgebiet bietet dem gesamten deutschsprachigen Raum eine willkommene Alternative zu südlicheren Reisezielen. Auch Gäste aus Europa und Übersee entdecken diese mediterran anmutende Region. Sie besuchen die grandiose Bergwelt und gönnen sich eine Auszeit auf und am See.
Der Bodensee ist zwar nur der drittgrößte See in Europa, besitzt aber heute die bedeutendste europäische Binnenflotte. Bereits 1824 verkehrte mit dem Dampfschiff Wilhelm der erste Raddampfer im Kursverkehr über den See. Allein dies verdeutlicht, wie wichtig die Schifffahrt für die Region und vor allem für den Tourismus ist. Schifffahrtsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bieten von der Ausflugsfahrt bis zum Fährbetrieb ein breites Angebot an. Eine Schifffahrt auf dem Bodensee zählt weit über die Grenzen hinaus seit Generationen zu den schönsten Erlebnissen. Kenner meinen sogar, nur vom Schiff aus ließe sich die malerische Landschaft wirklich erfassen.
Mit den Schiffen Land sehen
Seit seiner neuerlichen Indienststellung im Jahre 1984 war das Jugendstil-Dampfschiff Hohentwiel als letzter erhaltener Schaufelraddampfer 35 Jahre lang ein Garant für höchste Qualität auf dem Bodensee. Bereits während der Renovierung des Art déco-Motorschiffs Oesterreich (2014–2019) wurde daher von den Verantwortlichen über eine Zusammenarbeit mit der Hohentwiel nachgedacht. Schließlich zeichnen sich beide Schiffe durch eine außergewöhnliche geschichtliche Bedeutung aus, die auf dem See ihresgleichen sucht. Im April 2019 war es dann so weit. Mit viel Schwung ging es auf große gemeinsame Fahrt. Zwei Jahre lang wurde von der erfahrenen Hohentwiel-Crew an Land und an Bord das scheinbar Unmögliche möglich gemacht.
Aufbauend auf den jahrzehntelangen Erfahrungen der Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft wurden so bereits in der ersten gemeinsamen Saison 30 Themenfahrten auf beiden Schiffen im Sommer- und Winterbetrieb angeboten. Damit stiegen die Schiffe praktisch über Nacht zu einem der größten Anbieter von öffentlichen Fahrten auf dem Bodensee auf. Doch dann kam Corona. Die Hohen-twiel, die nur wenige Monate im Sommer betrieben werden kann, schlitterte in eine prekäre finanzielle Schieflage. Was tun?
Auf neue Beine stellen
Um nach außen als rechtlicher Betreiber beider Schiffe auftreten zu können sowie noch stärker als bisher die Alleinstellung der historischen Schiffe zu betonen, standen die Eigentümer und Anteilseigner der Schiffe unter dem Druck, nun Nägel mit Köpfen zu machen. Aus dem bisher bereits in der Kommunikation verwendeten Dach „Historische Schifffahrt Bodensee“ sollte jetzt höchst offiziell eine GmbH werden.
Die bisherigen Anteilsverhältnisse wurden dabei grundlegend verschoben. Der Anteil der Gemeinde Hard, die den Heimathafen für beide Schiffe stellt, wurde von 75,2 % auf nur noch zehn Prozent reduziert. Je 35 % halten der Hohentwiel-Verein und die Museumsschiff Oesterreich GmbH. Die restlichen 20 % hält die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt AG. Geschäftsführer der neu gegründeten Historischen Schifffahrt Bodensee GmbH ist Benno Gmuer. Dieser sieht neben der wirtschaftlichen Komponente auch den öffentlichen Auftrag: „Aus Sicht der Gesellschafter birgt die Umsetzung dieses Unternehmens die einmalige Chance, ein unverwechselbares, authentisches und kulturell wertvolles Ganzjahresangebot auf dem Bodensee zu schaffen. So wird die Historische Schifffahrt Bodensee GmbH das kulturelle Erbe von Innovation und Technik sichern und an künftige Generationen weitergeben.“
Zur HSB Neugründung gab es eine eigens kreierte Torte von der Bäckerei Waltner aus Hard.
Statements

Markus Flatz

Geschäftsführer MSOE GmbH
„Die gemeinsame Strategie ist sinnvoll und wird erfolgreich sein. Nur so können wir die vielen Synergien nachhaltig nützen.“

Kurt Reich

Verein Int. Bodensee-Schifffahrtsmuseum
„Ich bin überzeugt, dass unsere historischen Schiffe unter der gemeinsamen Flagge der HSB in eine erfolgreiche Zukunft steuern.“

Andrea Ruf

CEO SBS AG
„Die Kooperation von SBS und HSB sehe ich als ein wegweisendes Zukunftssignal für die gesamte Tourismusregion Bodensee.“

Martin Staudinger

Bürgermeister Hard
„Mit der Entscheidung für die neue Gesellschaftsstruktur sind beide Schiffe, Hohentwiel und Oesterreich, am Hafen-Standort Hard am Bodensee gesichert.“