Oesterreich. Oh, du Schöne.
Im Jahre 1928 ist die Oesterreich das modernste Schiff auf dem Bodensee. Sie ist das erste große Schiff mit Dieselantrieb auf dem Schwäbischen Meer, glänzt im Art déco-Stil und gilt schon damals als besonders sturmsicher und manövrierfähig. Die prächtigen Salons wurden in Paris und Wien gestaltet und bringen das Flair der großen weiten Welt an den Bodensee. Kennzeichnend für diese Stilrichtung sind die üppigen, gestalterischen Elemente und das aufwändige Dekor der Möbel sowie die Verwendung neuer Materialien.
Ende 1929 taumelt die Welt in eine Wirtschaftskrise, die auch Österreich schwer trifft. Die darauffolgende Depression lässt Glanz und Glamour verschwinden. 1939 bricht der Zweite Weltkrieg aus. Durch acht Jahrzehnte befuhr die Oesterreich in vielfältigen Funktionen den Bodensee – als Ausflugs- und Kriegsschiff, Eisbrecher und Abschussrampe für Torpedos. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hätte sie eigentlich versenkt werden sollen, sie war nur mehr ein Wrack. Doch aus dem Kriegsrelikt wurde wieder ein schönes, zeitgemäßes Schiff. Es gelingt, sie 1948 mit der Austria nach Hause zu holen. Anfang der 50er Jahre wird die Oesterreich generalsaniert und ist danach fast sechzig Jahre als Passagierschiff der Weißen Flotte im Einsatz. Bis 2009, ab da lag sie dann fast vergessen und renovierungsbedürftig in der Fußacher Werft.
Schönheit muss gerettet werden
Ideen, die Oesterreich zu renovieren, hatte es mehrere gegeben. Die einen wollten ein luxuriöses Hotelschiff daraus machen, auch der Plan eines Kreuzfahrtschiffes stand im Raum. Das Projekt wur-de – gedanklich – von rund 25 Personen unterstützt. 2014 gründete die private Initiative rund um Jürgen Zimmermann einen Verein – den „Freundeskreis MS OESTERREICH e. V.” Anfang 2015 wurde an den Verein ein Ultimatum gestellt: Wenn das Schiff nicht bis 31. März 2015 einen neuen Eigentümer hat, wird es umgehend verschrottet. Der Verein handelte und erwarb das Schiff um den symbolischen Betrag von einem Euro. Mit viel Geschick gelang es, eine Menge Mitmenschen zu überzeugen, sich zur Rettung der Oesterreich einzubringen. Die Gesellschafter sind mehrheitlich Privatpersonen. Ihre Bereitschaft zur Finanzierung – und weitere Gesellschafter zu finden – war entscheidend für den Erfolg des Projektes.
Ein Kraftakt ohnegleichen
Sommer 2016 beginnt die entscheidende Phase: Mit einem Tau verbunden, wird die manövrierunfähige Oesterreich vom Raddampfer Hohentwiel in die Fußacher Werft gezogen, wo die Restauration über die Bühne gehen soll. Um mit den Arbeiten in der Fußacher Werft beginnen zu können, gilt es die Oesterreich aus dem Wasser an den Arbeitsplatz an Land, die Helling, zu heben. Zwei extra angeforderte Spezialkräne stehen parat, um diese wahrlich schwere Arbeit zu erledigen. Um die Hebegurte unter dem Schiffsrumpf anzubringen, kommen Taucher zum Einsatz. Die Gurte müssen genau platziert werden, um die Last des Schiffes ausgeglichen zu verteilen.
Beim Anhebeversuch stellt sich heraus, dass das tatsächliche Gewicht der Oesterreich über den berechneten Werten liegt. Das Schiff ist für die Kräne zu schwer. Die Verantwortlichen fällen eine schwerwiegende Entscheidung: Bug und Heck müssen abgetrennt werden, dann sollten die Kräne in der Lage sein, den Schiffsrumpf zu heben. Die spektakuläre Aktion gelingt. Um die Restaurierung witterungsunabhängig durchführen zu können, wird um das Schiff eine provisorische Halle errichtet. Jetzt können die Werftarbeiter richtig loslegen. Das Schiff wird komplett ausgehöhlt und die Hülle für den Neuaufbau vorbereitet. Aber nicht nur in Fußach wird Tag und Nacht gearbeitet, parallel sind auch in der Schiffswerft in Linz die Schiffsbauer am Werk. Die gesamten Aufbauten des Schiffes werden in den großen Hallen vorgefertigt.
Die zweite Jungfernfahrt
Im März 2019 gleitet die Oesterreich nach dreijähriger Bauzeit wieder durch die Wellen des Bodensees. Während die Handwerker immer noch Hand anlegen, werden mit dem Schiff erste Manöver gefahren. Die Inneneinrichtung ist prächtig gestaltet – wie anno dazumal. So werden etwa die Stühle für Dinner- und Damensalon eigens in Indonesien hergestellt, also exakt gemäß den Originalstühlen von 1928. Diese Treue zum Original wurde am ganzen Schiff beachtet. Nach der umfassenden Renovierung strahlt jedes Detail.
Am 18. April 2019 war es schließlich so weit. Die Jungfernfahrt des Art déco-Motorschiffs Oesterreich wurde mit zahlreicher Prominenz, mit Förderern, Freunden und Helfern an Bord gefeiert. Das Medieninteresse war überwältigend. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten sowie Kamerateams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen an Bord und berichteten über das gelungene Mammutprojekt Oesterreich. Technisch ist die Oesterreich heute auf dem neuesten Stand und an Wohnzimmer-Komfort nicht zu überbieten. Auch im Winter ist es kuschelig warm an Bord. Zwei Motoren sorgen mit insgesamt 1.000 PS für den Antrieb. Das hölzerne Steuerrad ist das einzige historische Überbleibsel im hochtechnisierten Steuerhaus. Damit vom Häppchen bis zum 5-Gang-Menü alles zubereitet werden kann, wurde eine moderne Bordküche eingerichtet sowie eine eigene Küche an Land gebaut. Schmuckstück ahoi!
Magic Moments GmbH
„Wir haben die MS Oesterreich exklusiv für ein Firmenevent gebucht, welches dank einem grandiosen Service, einer phänomenalen Küche und einem tollen DJ zu einem echten Highlight wurde. Viel zu schnell verging die Zeit. Die Gäste werden noch lange von diesem Event sprechen. Wir buchen die MS Oesterreich sehr gerne wieder.“