Das Herz der Hohentwiel
Pleuelstangen, Hebel, Kurbeln und Ventile schwingen auf Hochglanz poliert um die Wette. Mit maximal 16,7 Knoten befährt die Hohentwiel den Bodensee. Hinter Bullaugen sind die gewaltigen, rot lackierten Schaufelräder zu bewundern, die sich auf beiden Seiten des Maschinenraums unermüdlich im Wasser drehen. Bei den An- und Ablegemanövern zeigt sich, wie präzise auch mit über 110 Jahre alter Technik gearbeitet werden kann – und dass Schönheit und Funktionalität hier eine perfekte Symbiose eingegangen sind.
Ein kraftvolles Stück Zeitgeschichte
Die Antriebsanlage des historischen Schaufelraddampfers besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: den beiden Dampfkesseln, der Dampfmaschine und den beiden Schaufelrädern. Die Dampfkessel sind quasi Dreh- und Angelpunkt der Anlage. Von 1913 bis 1962 wurden diese mit Kohle beheizt. Bei ihrer Restaurierung im Jahre 1988 wurden zwei große neue Dampfkessel an Bord gehievt. Dabei wurde auf den umweltverträglichen Betrieb mit modernster Ölbrennertechnik und extraleichtem Heizöl umgestiegen.
Es handelte sich dabei um zwei Flammrohr-Rauchrohr-Zweizugkessel mit nachgeschaltetem Plattenüberhitzer, gebaut 1988 von der Firma Huggler in Lauterach. Pro Stunde können heute in jedem Kessel mit jeweils 7.000 Liter Wasserinhalt 4 Tonnen Dampf erzeugt werden, bei einem Dampfdruck von 10 bar. Die Heizfläche inkl. Überhitzer beläuft sich auf stolze 143 Quadratmeter.
Die im Fachjargon benannte „schrägliegende doppelwirkende Heißdampf-Zweizylinder-Verbund-Expansionsmaschine mit Kondensation“ wurde 1912 von Escher, Wyss & Cie in Zürich, wie auch das Schiff Hohentwiel selbst, entwickelt und gebaut. Sie war mit diesem Antrieb das damals modernste Schiff auf dem Bodensee. Während der Abnahmefahrt am 21. April 1913 übertraf die Hohentwiel alle Erwartungen. Mit 29,13 km/h Reisegeschwindigkeit fuhr sie allen anderen Dampfschiffen auf dem See auf und davon.