My fair Ladies
Eigentlich wollte sie Kriminalbeamtin werden. Knifflige und komplexe Aufgaben fordern sie heraus. Technik begeistert sie. Das neue, schöne Großraumbüro der HSB in der Kirchstraße 16 in Hard, gegenüber der Kirche, hat sie ab der Bodendose selbst verkabelt. Der Elektriker staunte über ihre schnelle Auffassungsgabe. Sie nennt es eine kleine Liebhaberei, die sie spannend findet. Neben ihrem Vollzeit-Job bei der HSB gäbe es noch so einiges, was sie gerne in Angriff nehmen möchte. Wenn sie sich doch nur teilen könnte. Im letzten Sommer schaffte sie es nicht ein einziges Mal in den See, ohne den sie nicht leben könnte. Sollte sie doch einmal freie Zeit finden, fährt sie auf einer der beiden „großen Damen“ mit, sitzt auf der Kommandobrücke, nippt an einem Wasserglas und verfolgt jeden Handgriff der nautischen Crew.
Erhabene Momente
Christine Konstatzky wuchs in Bodman auf, wo der See besonders kräftig leuchtet, wo die Ufer wild sind und seltene Vögel und Pflanzen gedeihen. Nach dem Abitur in Stockach studierte sie in Ravensburg an der Berufsakademie Tourismus und Hotel-BWL – ein duales Studium, bei dem sie im Winter Theorie lernte und im Sommer in der Tourist Information in Bodman arbeitete, die eine Motorgesellschaft unter sich hatte und Fahrten zwischen Überlingen und Bodman anbot. Danach übersiedelte Christine auf die gegenüberliegende Seite des Sees und arbeitete fünf Jahre bei den Bregenzer Festspielen im Ticketcenter.
Homeoffice
Nach der Geburt ihrer zwei Kinder organisierte sie von zuhause aus die Charterfahrten für die Hohentwiel – ihr Heimarbeitsplatz (dessen englische Übersetzung uns seit Corona mehr als vertraut ist) hat sie völlig aufgerieben. Abschalten war unmöglich. Die öffentlichen Fahrten wurden damals über den Internationalen Bodensee Tourismus von Konstanz aus betreut. Bis 2010 die Bordgastronomie gegründet wurde und Christine ab 2013 dann alle Charterfahrten komplett betreute. Mitarbeiter:innen kamen dazu. Das Büro wechselte erstmals den Standort.
Unruhige Wasser
2019 lief die Oesterreich zu ihrem zweiten Leben vom Stapel. Neugierig beäugte man von allen Seiten, wie „die zwei großen Damen“ miteinander auskommen würden. Ein erster Winter. Eine Menge Unklarheiten. Dann auch noch Corona und monatelanger Stillstand. Mit letzter Kraft navigierte man durch trübe Gewässer in den Oktober hinein, wo wieder die Anker gesetzt werden mussten. Ein halbes Jahr unsicheres Dümpeln im Hafen. Die Mitarbeiter:innen in Kurzarbeit und die Geschäftszahlen alles andere als eine wahre Freude. Im Februar 2021 dann der Paukenschlag: Ein neuer Geschäftsführer veränderte die Firmenstruktur und ließ das Personal rochieren. Vier große Aufgabengebiete wurden neu verteilt: Julia Bösch leitet nun das Marketing und den Vertrieb, Florian Pausch die Nautik, Heino Huber die Gastronomie und Christine Konstatzky die Verwaltung.
Auf in eine erfolgreiche Zukunft
Im Juni 2021 erfolgte der Umzug in ein Großraumbüro, dessen Fläche sich verdreifacht hatte. „Wir mussten größer werden, um alles bewältigen zu können. Und wir müssen auch an Land den Kunden einen entsprechenden Rahmen bieten“, erzählt Christine, deren langjährige Kollegin Marion Gafgo nun mit Herzblut die Charterfahrten organisiert. „Sie kommt aus der Hotellerie und kann sich als Gastgeberin gut präsentieren“, sagt Christine. Die Übergabe ging schnell. Seither hilft man sich gegenseitig. Neben Christine sind vier weitere Mitarbei-ter:innen im Büro und erstmals zwei Lehrlinge. „Es hat sich viel getan. Es ist herausfordernder geworden. Vieles hat sich verbessert. An Etliches mussten wir uns gewöhnen. Neue Strukturen. Andere Vorgehensweisen. Aber nichts, was man nicht bewältigen kann. Es ist anders als vorher, aber ich habe mich auf die neue Aufgabe gestürzt, die mir sehr viel Spaß macht.“