Über 110 Jahre Geschichte
Von 1913 bis heute – sie hat vieles überlebt
Am 1. Mai 1913 wurde der Halbsalondampfer DS Hohentwiel als 16. und zugleich letztes Dampfschiff der königlich württembergischen Bodensee-Flotte in Dienst gestellt. Es war besonders prachtvoll ausgestattet, denn es sollte nicht nur als Kursschiff eingesetzt werden, sondern auch dem württembergischen König während seiner alljährlichen Sommerresidenz in Friedrichshafen als Ausflugsschiff dienen. Am 8. Juli 1913 feierte Graf Zeppelin auf dem Schiff seinen 75. Geburtstag. Am 12. August 1913 hatte der württembergische König Wilhelm II. seinen „Amtskollegen“ König Friedrich August III. von Sachsen auf der DS Hohentwiel zu Gast.
Nach dem 1. Weltkrieg und Ende der deutschen Monarchien kam das Schiff in den Bestand der Deutschen Reichsbahn. Diese baute es in den Wintermonaten 1932/33 und 1934/35 um und erhöhte dadurch seine Passagier-Kapazität. Um die Stabilität zu erhalten, wurden seitliche Wülste am Rumpf angenietet. Diese verleihen der DS Hohentwiel bis heute ihre unübertroffene Stabilität und zusätzliche Sicherheit durch eine doppelte Außenhaut.
Während des 2. Weltkrieges wurde Friedrichshafen wiederholt zum Ziel der alliierten Bomber. In der Nacht zum 28. April 1944 waren britische Bomber im Anflug, doch die DS Hohentwiel wurde in Konstanz zurückgehalten und entkam so dem Inferno. Sie kam schon kurz nach Kriegsende wieder in Fahrt, nun in der Flotte der Deutschen Bundesbahn. Zur Förderung des Tourismus wurden in den 1950er Jahren Schiffsrennen um das „Blaue Band vom Bodensee“ veranstaltet, wobei die DS Hohentwiel 1950 das schnellste Dampfschiff war, übertroffen lediglich vom Motorschiff Austria.
Die Zeit der Dampfer aber war vorbei, moderne Dieselschiffe wurden bestellt. Die DS Hohentwiel hätte 1961 abgestellt und durch das Motorschiff München ersetzt werden sollen, doch dieses wurde halb fertig bei einer Explosion auf der Werft stark beschädigt und konnte nicht termingerecht ausgeliefert werden. So musste die DS Hohentwiel auch 1962 nochmals eingesetzt werden. Am 24. Juli 1962 erlitt das Schiff bei einem Notmanöver aber einen Schaden an der Dampfmaschine. Dieser wurde zwar notdürftig repariert, trat dann aber am 4. August 1962 erneut auf. Danach wurde die DS Hohentwiel stillgelegt und am 1. November 1962 aus der Flottenliste gestrichen.
Doch statt dem Schrotthändler trat der Vorstand des Bregenzer Segelclubs auf den Plan und erwarb das Schiff, um es nach Bregenz zu holen und dort als Vereinslokal zu nützen. Am 22. April 1963 wurde die DS Hohentwiel vom Motorboot Feldkirch der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB nach Bregenz geschoben. Das Schiff wurde ein sehr beliebter Segler-Treffpunkt, aber es rostete eben vor sich hin. Bis 1983 hatte sich sein Zustand dermaßen verschlechtert, dass es nun doch verschrottet werden sollte.
Doch wieder kam es anders: Am 5. Oktober 1984 wurde auf dem Gebhardsberg oberhalb Bregenz der Verein „Internationales Bodensee-Schiffahrtsmuseum“ gegründet mit dem Ziel, den zu diesem Zeitpunkt letzten Raddampfer vom Bodensee zu retten. Der Vereinspräsident und Lindauer Landrat Klaus Henninger engagierte sich in unvergleichlicher Weise für den Erhalt des Schiffes. Am 30. Oktober 1984 wurde die DS Hohentwiel zur Begutachtung in die ÖSWAG-Werft nach Fussach geschleppt und dort vom zuständigen Abteilungsleiter des Amtes der Vorarlberger Landesregierung eingehend geprüft und für reparaturwürdig befunden. Die ursprüngliche Idee von einem schwimmenden schleppfähigen Museumsschiff wurde bald modifiziert in „Der Dampfer Hohentwiel soll wieder fahren!“.
Dem Vereinsvorstand gehörten wichtige regionale Politiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Als Projektleiter wurde der Hochsee-Dampfschiff-erfahrene Reinhard Kloser aus Hard verpflichtet. Gemeinsam mit der Vorarlberger Landesregierung gelang es Klaus Henninger, das Revitalisierungsprojekt der Internationalen Bodensee-Konferenz IBK zu präsentieren, worauf sich die Bodensee-Ufer-Länder und -Kantone Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg, St. Gallen und Thurgau bereit erklärten, bei vertretbarer Höhe die Hälfte der Restaurierungskosten zu übernehmen. Durch diesen Weitblick war der finanzielle Grundstock für die Wiederinbetriebnahme gelegt.
Kloser bot an, die Gesamtplanung, Beschaffung und Bauleitung selbst zu übernehmen, einzelne Gewerke jeweils an Fachfirmen zu vergeben und diese Arbeiten dann zu beaufsichtigen. Dadurch reduzierte sich der Finanzplan auf etwa 2,7 Millionen D-Mark, und die IBK willigte ein, wenngleich wichtige Entscheidungsträger der Region die ganze Sache für undurchführbar hielten. Sofort gelang es Kloser, seine Heimatgemeinde Hard zu überzeugen, dass sie einen ständigen Liege- und Werftplatz für 100 Ö-Schilling pro Jahr zur Verfügung stellte. Etliche Firmen aus der Bodensee-Region boten ebenfalls ihre Hilfe an. Um die zahlreichen Zweifel zu entkräften, beauftragte Henninger auf Empfehlung eines Freundes aus Kressbronn die Internationale Schiffsklassifikations-Gesellschaft „American Bureau of Shipping“ (ABS) mit der Bauaufsicht während der Revitalisierung.
Zur Entkernung des Schiffsrumpfes war die DS Hohentwiel in Hard, zur umfangreichen Reparatur des Rumpfes auf der Werft in Fussach, und zum Wiederaufbau dann wieder in Hard. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Ingenieuren vom ABS gelang es, eine Vielzahl von auf den Schiffbau spezialisierte Firmen für das Projekt zu begeistern und zum großzügigen Sponsoring anzuregen. Mit Beginn des Jahres 1990 war die Restaurierung weitgehend abgeschlossen; am 7. Februar 1990 ging die DS Hohentwiel auf eine erste Probefahrt, auf den Tag genau 77 Jahre nach ihrer ersten Probefahrt 1913. Es folgten intensive Erprobungen, Einstellungen und Messfahrten sowie das Training der Mannschaft. Am 17. Mai 1990 schließlich ging die DS Hohentwiel auf ihre quasi zweite Jungfernfahrt, seither steht sie alljährlich von April bis Oktober störungsfrei in Betrieb.
1913

Der Beginn einer großen Fahrt
Die Hohentwiel lief 1913 in Friedrichshafen vom Stapel. Das Publikum liebte sie. Bald zählte sie zu den prominentesten Schiffen auf dem Bodensee. Graf Zeppelin feierte auf ihr seinen Geburtstag und Wilhelm II. von Württemberg lud den König von Sachsen zur schönen Ausflugsfahrt. Benannt ist sie nach dem in der Nähe des Bodensees gelegenen Hausberg der Stadt Singen im Hegau, dem Hohentwiel, der damals eine württembergische Exklave in Baden war.
1944

Unruhige See
In der Nacht des 24. April 1944 wurde Friedrichshafen, der ehemalige Heimathafen der Hohentwiel, bombardiert und versank in Schutt und Asche. An diesem Tag nahm die Hohentwiel von Konstanz aus Kurs auf Friedrichshafen, als sie durch eine Warnung zurückgehalten wurde.
1984

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht
Nach turbulenten Jahrzehnten ging die Hohentwiel vor Anker. Viele Jahre diente sie ab 1962 dem Bregenzer Segelclub als Restaurant und Clubheim. Zu Beginn der achtziger Jahre schien das Schicksal der Hohentwiel endgültig besiegelt. Im letzten Augenblick wurde sie gerettet. Im Jahr 1984 erwarb der Verein „Internationales-Bodenseeschifffahrtsmuseum e.V.“ den renovierungsbedürftigen Dampfer. Durch Spenden, den Einsatz zahlreicher Vereinsmitglieder und freiwilliger Helfer, gelang es Altlandrat Klaus Henninger aus Lindau und Schiffsingenieur Reinhard E. Kloser, die Hohentwiel im Industriehafen Hard zu restaurieren und wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
1990

Wie neu geboren
Modernste Technik und historische Substanz wurden vereint, jedes Detail perfekt restauriert. Nach sechs Jahren unermüdlicher Recherche- und Restaurierungsarbeit, konnte die Hohentwiel am 17. mai 1990 erneut zur Jungfernfahrt auslaufen. Betrieben wird sie von der eigens gegründeten Betriebsgesellschaft, der Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft m.b.H. Heimathafen ist das österreichische Hard. Bis Saisonende 2003 steuert Reinhard E. Kloser die Hohentwiel über den Bodensee, sein Nachfolger wird Kapitän Adolf F. Konstatzky. Seit 1. Januar 2004 ist Adolf F. Konstatzky Kapitän der Hohentwiel und Geschäftsführer der Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft m.b.H.
2011
Haubenküche an Bord
Mit Heino Huber hat ein Star in der Hohentwiel-Küche Einzug gehalten. Mit seinem Profiteam zaubert er seit 2011 unvergleichliche Menüs. Kulinarisch weltoffen, aber mit dem Herzen der Heimat und Tradition verbunden, so präsentieren sich heute die Zutaten für die ausgezeichnete Hohentwiel-Küche. Die erstklassige Bordgastronomie der Hohentwiel ist bei allen Fahrten dabei – ob als gebuchtes mehrgängiges Dinner, reichhaltiges Buffet, Catering zu Events aller Art oder klein und fein à la carte.
2013

Ein Datum für die Ewigkeit
Im Jahr 2013 feierte die Hohentwiel ihr 100-Jahr-Jubiläum. Das Jubeljahr wurde an Bord der Hohentwiel mit zahlreichen Veranstaltungen, mit Ausstellungen, Konzerten und sehr vielen Freunden und Wegbegleitern festlich gefeiert.
2019
2 Epochen – 2 Schiffe
Am 20. April 2019 gingen die beiden historischen Schiffe Hohentwiel und Oesterreich erstmals auf eine gemeinsame „Zeitreise“. Beide Schiffe sind zusammen fast 200 Jahre alt, wunderschön restauriert und auf Hochglanz poliert. Beide Schiffe treffen sich bei dieser einmaligen Fahrt auf dem See und fahren gemeinsam zum Umstiegshafen. Hier wechseln die Gäste das Schiff. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich diese Fahrt mit beiden Schiffen zu einem Publikumsmagneten.
2020

30 Jahre Hohentwiel Schifffahrt
Die Hohentwiel ist ein eigenständiger Schifffahrtsbetrieb; ein Novum in der heutigen Binnenschifffahrt. Seit 25 Jahren ist die Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft äußerst erfolgreich auf Kurs. Was zu Beginn eine große Bürde war, hat sich mit den Jahren zu einer besonderen Freiheit entwickelt. Sukzessive wurde das Fahrtenangebot ausgebaut. Die Hohentwiel bietet heute – gemeinsam mit der Oesterreich – unter dem Dach Historische Schifffahrt Bodensee ein Programm, das keine Wünsche offen lässt.
2021

Neue Betreibergesellschaft Historische Schifffahrt Bodensee GmbH
Am 1. Juni 2021 wurden mit notarieller Bestätigung an Bord der Oesterreich die Verträge zur Neukonzeption der künftigen Betreibergesellschaft für die beiden historischen Schiffe Hohentwiel und Oesterreich – zusammengefasst als Historische Schifffahrt Bodensee GmbH – unterfertigt und damit eine neue Ära für die beiden historischen Schiffe gestartet.